Der letzte Milkaner
Ein Bauern-Requiem
Kurzinformationen:
Musik:
Andreas F. J. Lechner
Libretto:
Andreas F. J. Lechner
Musikalische Leitung:
Andreas F. J. Lechner
Inszenierung:
Jörn van Dyck
Bühne/Ausstattung:
Hans Reindl, Valentin Probst
Kostüme:
Ellen Hacker
Veranstaltungsort:
Uraufführung:
Deutsches Museum/Alte Astronomie
Weitere Vorstellungen:
Deutsches Museum/Alte Astronomie
Deutsches Museum/Alte Astronomie
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Deutsches Museum/Alte Astronomie
Der letzte Milkaner
Ein Bauern-Requiem
Ich lebe auf einem Bauernhof auf dem Land. Am Sonntagvormittag gehe ich ins Dorfgasthaus zum Frühschoppen und auch zu anderen Zeiten zum Kartenspielen. Ich höre täglich neue Aspekte und alte Varianten des Spiels, das wir zu schreiben und zu inszenieren versuchen. Die Welt, aus der heraus ich zu Ihnen spreche, ist den meisten so fremd, daß nichts als bekannt vorausgesetzt werden kann. Der Prozess des Bauernsterbens ist ein so ungeheuerlicher Vorgang, daß ich seine Realität noch immer nicht akzeptieren kann. Ich glaube, dieses Stück sagt einiges darüber aus, wer und was und wo wir sind und worauf wir uns zu bewegen. Täglich lese ich in den Zeitungen von neuen Zwangsversteigerungen. Ständig sind wir damit konfrontiert, daß neue erschreckende Einzelheiten ans Tageslicht kommen, von denen wir keine Ahnung hatten. Zu sehr liegt dieser ganze Bereich im Dunkeln, im Totgeschwiegenen. Die Scham verschließt den Betroffenen den Mund. Erst der Selbstmord spricht dann wieder eine deutliche Sprache. Stellvertretend für diese Entwicklung möchte ich nur davon sprechen, welche Rolle die Kirche bei diesem Spiel spielt. [...] Die Verbreitung dieser Information und anderer möchte ich dem Stück selbst überlassen, ohne schon vorweg feuilletonistisch meinen Senf dazuzugeben. Ich möchte jedoch, daß man die eigenartige Empfindung nachvollziehen kann, mit der wir dieses Werk präsentieren. Noch nie haben wir uns so im Moment, so ganz in der „Zeit befangen“ gefühlt. Das hier sind die neuesten Nachrichten, das ist das letzte Stammtischgespräch, ist der Gedanke, der gerade zu Ende gedacht wurde. Hier erlebt man eine Welt, die uns sehr am Herzen liegt, so wie sie augenblicklich noch ist. Nicht wie sie EG-genormt angestrebt wird. Das sind meine Freunde und deren Ängste. Das sind meine Sehnsüchte und Verluste. Wir hoffen, auch dem Leser und Zuschauer damit etwas zu sagen. Wir hoffen, daß diese Welt eine kleine Chance hat, weiter zu existieren. Und zwar nicht nur im Bauernhofmuseum. (Text aus: Jörn van Dyck, Der letzte Milkaner)