Ikarus

Figurenspiel des Train Theatre Jerusalem


Kurzinformationen:

Musik: Babette Koblenz, Hans-Christian von Dadelsen
Buch: Amalia und Hadass Ophrat
Musikalische Leitung: Roger Epple
Inszenierung und Bühne: Hadass Ophrat
Choreographie: Smador Imor

Zur Besetzung

Veranstaltungsort:

Uraufführung:

Gasteig/Black Box

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Ikarus

Figurenspiel des Train Theatre Jerusalem

[...] Taugt Ikarus zu modernem Musiktheater? Gibt es die Chance zu einer blasphemischen Orgie während einer Schwarzen Messe mitternächtlich auf dem Altar einer Turiner Basilika? Gibt`s einen Trivialsong inmitten von Zwölftongewitter, Nazi-Sex im Pentagon? Nostalgische Ho-Tschi-Minh-Rufe, postmodernes ice cream-Lecken , Urschrei-Therapie? Wenigstens ein real-nackter Mann zwischen irreal-aktuell flackernden Video-Recordern... und vielleicht ein Rendezvous auf dem Klo vom Bahnhof Zoo? Doch allen Ernstes, wenn es das alles nicht gibt, können wir dann noch ernsthaft mit jener dämonisch-realistischen Ikarus-Inszenierung konkurrieren, die uns die NASA am 28.11.1986, 17.38 MEZ, live und am selben Abend auf allen Fernsehschirmen der Welt in explosiver Aktualität lieferte?
[...]
Nicht minder als Orpheus ist Ikarus ein substantiell musikalischer Stoff. Denn an welchem Modell können wir das Gesetz der Schwerkraft und den permanenten Widerstreit von Erde und Sphäre besser studieren als an den Zuständlichkeiten von Schwingung, erd- oder himmelwärts gerichtet? Musiktheater also für aktive Fallschirmspringer, hand-glider, Luft-Surfer, Segel- und natürlich (Ikarus) Drachenflieger? Militärische oder zivile Luft-Flug-Show? Oder ein Plädoyer für den alten Mesner, der noch per Hand das Tau der Kirchenglocke läutet und so auf eine ganz andere Art gegen das Firmament klopft? Musiktheater für jene, denen ein sportliches oder akustisches Himmelsklopfen nicht genügt und die es vor allem als eine Frage des timing und der Schubkraft ansehen, nach dem Mond nun den Mars zu erreichen? Oder für jene, die diesen Etat lieber Robin Wood und Greenpeace stiften wollen? (PS: Benötigt eine grün-blau-saubere Erde noch Musiktheater? Eine Frage, auf die wir auch ohne Sloterdijk kommen!)
[...]
Reflektiert dieser Text hier tatsächlich unser Musiktheater, Arbeit zweier Komponisten über ein halbes Jahr hinweg? Intellektuelle Purzelbäume, Pflichtübung, am 13.12.1989 absolviert. Nachdem wir uns bei der gemeinsamen Ikarus-Komposition hervorragend verstanden haben, führt mein text hier nun zum handfesten Krach, Babette K. findet ihn eine Katastrophe, ist wegen Arbeitsüberlastung aber einverstanden, ihn so wegzuschicken. [...]
(Text aus: Hans-Christian von Dadelsen, Ein matriarchaler Ikarus?)

Komponisten

Babette Koblenz, Hans-Christian von Dadelsen

Bild des Komponisten: Babette Koblenz

Babette Koblenz

Babette Koblenz wurde 1956 in Hamburg geboren und wuchs im Hamburger Grindelviertel auf. Mit drei bis vier Jahren zeigte sich bereits ihre Begeisterung für Musik. Ihr Vater hörte mit Vorliebe Jazz und Schlager, und Babette Koblenz besaß schon als Kind eine kleine Single-Sammlung. Armstrong war ihr damals geläufiger als Mozart. Mit sechs Jahren wollte sie Geige spielen lernen und erkämpfte sich mit Unterstützung der Musiklehrerin diesen Wunsch. Die Musiklehrerin ihrer Schule erkannte das Talent und förderte die Begabung. Sie war erst zwölf Jahre alt, als sie an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg Erfahrungen in Musiktheorie sammelte.
Als Probeunterricht für angehende Musiklehrer wurde dort für Kleingruppen Theorieunterricht angeboten und so kam es, dass Babette Koblenz bereits mit 12 bis 13 Jahren mühelos Partituren lesen konnte.
Sie lernte Geige und Klavier spielen, war Mitglied im Albert-Schweitzer-Jugendorchester, in Streichquartetten und in Hamburger Chören, bevor sie an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg bei Werner Krützfeldt Musiktheorie und bei György Ligeti Komposition studierte. 1976, 1978, 1980 und 1986 nahm sie an den Internationalen Ferienkursen für Neue Musik in Darmstadt teil.
[…]

Ikarus

Hans-Christian von Dadelsen

Hans-Christian von Dadelsen (* 4. Dezember 1948 in Berlin) ist ein deutscher Komponist und Musikschriftsteller sowie seit 2007 Lehrer für Musik am Hegau-Gymnasium in Singen am Hohentwiel. Er ist der Sohn des Musikwissenschaftlers Georg von Dadelsen.

Seine Kindheit verbrachte Hans-Christian von Dadelsen in Tübingen und Hamburg, wo er nach dem Abitur an der Hamburger Musikhochschule studierte. Er lernte Komposition und Musiktheorie bei Diether de la Motte und György Ligeti sowie Musikpädagogik bei Hermann Rauhe. Bei den Darmstädter Ferien-Kursen 1972 regte er in einem Vortrag „Tendenzen zu einer neuartigen Tonalität“ eine gründliche Wende der Moderne an, wies dabei auch auf „Pop-Art“ und neue „Romantik“ und leitete damit auch eine mancherlei missverstandene und von vielen anderen Komponisten aufgegriffene Veränderung der Stilistik der 70er-Jahre ein („Neuromantik“). Er selbst nahm als Komponist frühzeitig Einflüsse von Pop-Art und amerikanischer Stilistik auf und profilierte sich vor allem im Bereich polyrhythmischer Erfindungen und changierender harmonischer Konzepte.

Ab 1980 entwickelte er schrittweise gemeinsam mit der Komponistin Babette Koblenz eine konsequent polyrhythmische Stilistik („flexible Beats“). Es entstand eine Reihe von Werken für Orchester, Musiktheater und Kammerensemble sowie konzeptionelle Solo-Werke (Rhythmische Studien).

Als Autor veröffentlichte er zahlreiche Essays im kulturphilosophischen Bereich wie auch Analysen und Studien zur Rhythmustheorie und Studien zum Werk von Bob Dylan, Steve Reich, György Ligeti und Wilhelm Killmayer. 1986-94 Tätigkeit als Dozent bei den Darmstädter Ferienkursen. 1998 – 2004 Leitung und Konzeption des Hamburger Kammermusik-Festivals „P0P – Pur oder Plus“; 1999 zusammen mit Manfred Reichert Konzeption und Leitung des Karlsruher Bob Dylan-Festivals „Beethoven hört Bob Dylan“.

Zu seinen Auszeichnungen zählen u. a. der Berliner Kunstpreis in der Sparte Musik und der Rom-Preis Villa Massimo (1979) sowie das Stipendium des Internationalen Künstlerhauses Villa Concordia (1998) in Bamberg.
(Quelle: Wikipedia)

Informationen

Besetzung & Credits

Besetzung


Musik: Babette Koblenz, Hans-Christian von Dadelsen
Buch: Amalia und Hadass Ophrat
(nach Gabriel García Márquez)
Roger Epple
Inszenierung und Bühne: Hadass Ophrat
Choreographie: Smador Imor
Kostüme: Judith Block, Frieda Klapholz
Auftragswerk der Landeshauptstadt München
Koproduktion mit dem Beck-Forum, München
Uraufführung (zusammen mit Hinter der Mauer) am 12. Mai 1990
Spieldauer: 55 Minuten, keine Pause
Verlag: Kodasi-Verlag
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    © Regine Körner
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