Biennale Plus
Ensemble intercontemporain
Kurzinformationen:
Musik:
Isabel Mundry,
Marco Stroppa,
Fausto Romitelli
Dirigent:
Ludovic Morlot
Solisten:
Diego Tosi, Violine; Benny Sluchin, Posaune
Veranstaltungsort:
Uraufführung:
Gasteig/Carl-Orff-Saal
Biennale Plus
Ensemble intercontemporain
Isabel Mundry (*1963): Gefächerter Ort (2007)
Deutsche Erstaufführung
Marco Stroppa (*1959): From Needle’s Eye für Posaune und Ensemble (1996-99/ 2008)
Uraufführung der Neufassung
Fausto Romitelli (*1963): Professor Bad Trip Lesson I–III (1998-2000)
1977 erhielt die musikalische Avantgarde in Frankreich einen festen Wohnsitz. Im Pariser Centre Pompidou konnte Pierre Boulez das Institut de Recherche de Coordination Acoustique/Musique in Betrieb nehmen. Zu den Netzwerken, in denen sich diese Einrichtung für Forschung und Kreativitätsförderung organisierte, gehörte auch das Ensemble intercontemporain, das sein C in der Mitte damals noch groß schrieb, gut dreißig Musikerinnen und Musiker, die sich mit Können und Leidenschaft für neue Musik engagierten. Sie haben Anteil an der Entwicklung des Instituts, an den computergestützten Forschungen, an den vielfältigen Kooperationsformen herkömmlicher und elektronischer Instrumente und an der Entdeckung neuer Klangmöglichkeiten traditioneller Instrumente. Regelmäßig gibt das Ensemble selbst neue Werke in Auftrag, führt sie in Paris, aber auch bei internationalen Festivals auf; es stellt sich außerdem für jede denkbare Zusammenarbeit zur Verfügung: mit Tanz, mit Theater, Film, Video, plastischer und Raumkunst. Grenzüberschreitung ist das Kerngebiet des Ensemble intercontemporain. Zwei der Werke dieses Konzerts entstanden im Auftrag des Ensembles. Gefächerter Ort von Isabel Mundry wurde im vorigen Sommer in Luzern uraufgeführt. „Der Titel mag einerseits die gleichsam aufgefächerte Disposition des Ensembles andeuten, das sich um die Solo-Violine gruppiert, andererseits verweist er darauf, wie schwer diese Musik zu orten ist. Sie flattert und flimmert, die Solovioline taucht auf und verschwindet wieder im Gesamtklang.“ (Thomas Meyer) Mit einer zeitgemäßen Deutung solistisch-konzertanten Musizierens setzt sich auch Marco Stroppa, seit 1999 Kompositionsprofessor an der Stuttgarter Musikhochschule, auseinander. From Needle’s Eye, inspiriert durch ein Gedicht von W. B. Yeats, erforscht die vielfältigen Klangmöglichkeiten der Posaune und ihre Interaktion mit räumlich verteilten Ensembles. Das Werk beschäftigte Stroppa immer wieder. 1997 fand die Uraufführung statt. Inzwischen unterzog er es erneut einer gründlichen Überarbeitung. In dieser neuen Gestalt erklingt es hier zum ersten Mal.
Fausto Romitellis Professor Bad Trip verdankt den Titel einer Zeichnung aus der italienischen Hippiebewegung, die generelle Inspiration bezog er aus Texten, in denen Henri Michaux seine Erfahrungen mit Drogen poetisierte, die Musik aber entgrenzt Rock und Avantgarde, collagiert Materialien, die aus unterschiedlichen Kammern des kollektiven musikalischen Erfahrungsschatzes stammen, spannt große Bögen von akustischer Leere zu äußerster Ereignisdichte. Ein Theater in Klängen.
Ludovic Morlot
studierte Violine, ehe er seine Dirigentenausbildung an der Royal Academy of Music und am Royal College of Music in London aufnahm. Mit dem Ensemble intercontemporain verbindet ihn eine regelmäßige und stetige Zusammenarbeit. Seit 2001 ist er dem Boston Symphony Orchestra verbunden, dessen Assistenzdirigent er 2004-07 war. 2002-04 war er unter David Robertson Conductor in Residence beim Orchestre National de Lyon. In den USA dirigierte er außerdem die Philharmoniker in New York und Los Angeles, das Chicago und das Toronto Symphony Orchestra. 2007 wurde er in Würdigung seiner Leistungen zum Associate der Royal Academy of Music gewählt.
Ensemble intercontemporain
Pierre Boulez gründete das Ensemble intercontemporain 1976 mit Unterstützung durch den damaligen Staatssekretär für Kultur, Michel Guy. Das Ensemble wird vom Ministerium für Kultur und Kommunikation finanziert und auch von der Stadt Paris unterstützt. Veranstaltungen für junges Publikum, die Förderung junger Instrumentalisten, Dirigenten und Komponisten sowie verschiedene bildungspolitische Initiativen ergänzen die Schwerpunkte des Ensembles, die Aufführung (und teilweise Beauftragung) neuer Werke, die Arbeit in künsteübergreifenden Projekten, und die internationale Konzerttätigkeit. Verantwortliche Dirigentin ist derzeit Susanna Mälkki.