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Composer

Babette Koblenz

Babette Koblenz

Babette Koblenz wurde 1956 in Hamburg geboren und wuchs im Hamburger Grindelviertel auf. Mit drei bis vier Jahren zeigte sich bereits ihre Begeisterung für Musik. Ihr Vater hörte mit Vorliebe Jazz und Schlager, und Babette Koblenz besaß schon als Kind eine kleine Single-Sammlung. Armstrong war ihr damals geläufiger als Mozart. Mit sechs Jahren wollte sie Geige spielen lernen und erkämpfte sich mit Unterstützung der Musiklehrerin diesen Wunsch. Die Musiklehrerin ihrer Schule erkannte das Talent und förderte die Begabung. Sie war erst zwölf Jahre alt, als sie an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg Erfahrungen in Musiktheorie sammelte.
Als Probeunterricht für angehende Musiklehrer wurde dort für Kleingruppen Theorieunterricht angeboten und so kam es, dass Babette Koblenz bereits mit 12 bis 13 Jahren mühelos Partituren lesen konnte.
Sie lernte Geige und Klavier spielen, war Mitglied im Albert-Schweitzer-Jugendorchester, in Streichquartetten und in Hamburger Chören, bevor sie an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg bei Werner Krützfeldt Musiktheorie und bei György Ligeti Komposition studierte. 1976, 1978, 1980 und 1986 nahm sie an den Internationalen Ferienkursen für Neue Musik in Darmstadt teil.

Wichtige Impulse für ihre musikalische Entwicklung ergaben sich durch die praktische Zusammenarbeit mit Musikern und Musikerinnen aus ganz verschiedenen stilistischen und ethnischen Bereichen. Längere Auslandsaufenthalte in Italien und Spanien und der intensive Austausch mit Bildenden Künstlern und Künstlerinnen setzen für ihren Werdegang und ihre künstlerische Orientierung wesentliche Akzente.

Als Auftragswerk zum 25. Jubiläum der "Tage für Neue Musik" in Hannover wurde am 30. Januar 1983 ihr Werk "Walking on the Sun" uraufgeführt. 1984 begann sie mit dem Aufbau einer eigenen Musikgruppe zur Aufführung und Eigen-Produktion ihrer Songs. In dieser Zeit begann sie auch ihre eigene Gesangsstilistik zu entwickeln. Innerhalb verschiedener Projekte trat Babette Koblenz mit Stimme und am Klavier selbst auf, etwa in ihrem Songzyklus "Can't Explain" (1983/85) und in "Die Kinder von Bjelaja Zerkow" (1994/95). 

Bereits mit 23 Jahren schrieb sie ihr erstes Bühnenwerk "Hexenskat", das vom Saarländischen Staatstheater Saarbrücken 1984 uraufgeführt wurde. Seit dieser Zeit arbeitet die Komponistin an neuen Möglichkeiten des Musiktheaters; Stationen dieser Entwicklung sind das Musiktheater "Alla Testa" (1983/88)- aber auch "Ikarus" (Ballett, Premiere bei der Münchener Biennale 1990) und "Buch" (Stuttgart 1996) und die abendfüllende Oper "Recherche", in der verschiedene Sprach-, Kultur- und Zeit-Räume zusammenwirken. "Recherche" wurde zur Eröffnung der Münchener Biennale 1999 uraufgeführt und anschließend für das Fernsehen produziert.

Außerdem entstanden Werke für Orchester ("Radar" 1988, "Al Fondo Negro" 1993) und umfangreiche Ensemble- und Kammermusikwerke (so z. B. "Salpetriere", uraufgeführt von den Percussions de Strasbourg 1990 in Donaueschingen), teils mit einer sehr vielfältig polyrhythmischen Struktur. Im Auftrag des Hamburger Institutes für Sozialforschung und dessen Leiter Jan Philipp Reemtsma komponierte sie das mehrsprachige, jedoch nicht-szenische Dokumentarstück "Die Kinder von Bjelaja Zerkow", das im Rahmen der Eröffnung der Ausstellung "Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht" 1995 in Hamburg uraufgeführt und danach in Berlin nochmals aufgeführt wurde. Wie in ihrer 1992 uraufgeführten abendfüllenden Oper "Recherche" arbeitete Babette Koblenz auch hier mit der spezifischen Auslotung musikalischer und sprachlicher Räume, wobei verschiedene Sprachen und Gesangsformen in Hinblick auf die jeweiligen Zeit- und Inhaltsebenen präzise Funktionen haben.

Für ihre Kompositionen erhielt sie eine Reihe von Auszeichnungen, so zum Beispiel 1981 den Preis der Jürgen-Ponto-Stiftung, 1988 das Niedersächsische Schreyahn-Stipendium, 1991/1992 den Rom-Preis Villa Massimo, 1994 den Hindemith-Preis, 1998 den Bialas-Preis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und 2001 den Schneider-Schott-Preis der Stadt Mainz. Es gibt zahlreiche Fernseh- und Rundfunkportraits von Babette Koblenz. 1990 entstand eine Portrait-CD des Deutschen Musikrats bei Wergo mit Instrumental- und Vokalmusik der Komponistin. Gastdozenturen führten sie in verschiedene Musikzentren. 2001 ist sie zum Mitglied der Freien Akademie der Künste in Hamburg ernannt worden. Gemeinsam mit ihrem Ehemann, dem Komponisten Hans-Christian von Dadelsen, verlegt sie seit 1981 ihre Werke in deren Selbst-Verlag Kodasi. Sie lebt als freischaffende Komponistin und Künstlerin mit ihrem Sohn und ihrem Ehemann in Hamburg.

Klangspuren 6 - 1998/1999

Gesprächskonzert der Münchener Biennale in Zusammenarbeit mit der Bayerischen Staatsoper und der Münchner Volkshochschule mit der Komponistin Babette Koblenz