NUCLEUS 4
FORT:DA
Brief informations:
Music:
Eva Sindichakis
Bühnen-Bild:
Dominik Wohak
Tanz und Bewegungsregie:
Ada Ramzews
Video:
Lydia Möst
Venue:
World premiere:
Muffatwerk/Ampere
NUCLEUS 4
FORT:DA
FORT:DA oder auch: FORT! DA ? FORT? DA ! FORT.DA.
Fort:Da ist vielleicht die kürzeste Geschichte, die wir uns ausdenken können: ein Objekt wird verloren und dann wiedergefunden. Aber auch die komplizierteste Erzählung kann, laut dem Literaturkritiker Terry Eagleton, als Variation dieses Modells gelesen werden. Das Grundmuster der klassischen Erzählung besteht darin, dass eine ursprüngliche Anordnung zerstört wird, um dann letztendlich wiederhergestellt zu werden. So gesehen ist das Geschichtenerzählen eine Quelle des Trostes: der Verlust eines Objekts macht uns Angst, da er bestimmte tieferliegende unbewußte Verlusterfahrungen symbolisiert, und es ist stets angenehm etwas wieder an seinem angestammten Platz zu finden. Damit eine Geschichte sich überhaupt entwickeln kann, muss irgendetwas verloren oder abwesend sein: wenn alles an einem Ort bliebe, gäbe es nichts zu erzählen.
Nucleus – die Frage nach dem Kern: was ist der Kern einer Oper, eines zeitgenössischen Stücks
Musiktheater, einer einzelnen, individuellen Komposition? Oder ist es die Frage nach dem Kern von Oper überhaupt, von Musiktheater heute: was macht das Medium aus? Auf was lässt es sich reduzieren, dass wir immer noch denken: es ist Musiktheater! Das wäre die Frage nach der Form. Und was ist ein Kern: Anfang, Neubeginn – schlummernde Möglichkeit, die unter günstigen Bedingungen aufkeimen, sich entwickeln und entfalten kann? Oder Ende eines Prozesses, Quintessenz sozusagen und winziges Endprodukt der Reifung mit der Potenz zur Erneuerung?
… vor Jahren sah ich einen Laib Brot (und kaufte ihn), davor ein Schild im Laden zur Klassifizierung: „Essener Brot mit 7 lebenden Getreiden“. Lebend? Keimfähig! Auch nach dem Backen, nach dem Essen …?
Ist der Kern das Ganze, verdichtet und komprimiert, oder ist es der Ansatz, die Keimzelle? Acht Komponisten und Komponistinnen haben sich der hoch komplexen Frage gestellt, ihre Antworten sind knapp, kompakt, provozierend kurz – eine Sache von Minuten, Sekunden. Michael Emanuel Bauer, Minas Borboudakis, Nikolaus Brass, Manuela Kerer, Thomas Meadowcroft, Stefan Schulzki, Eva Sindichakis und Alexander Strauch gehen künstlerisch ganz unterschiedliche Wege. Sie differieren in ihrer musikalischen Sprache, ihrer Vorstellung von Theater, ihren Konzepten. Das Resultat: acht Einwürfe vor den abendfüllenden Produktionen der Biennale … acht Kernsätze im musiktheatralen Vorfeld.