Hero und Leander
Figurentheater
Kurzinformationen:
Musik:
Marti Epstein
Buch:
Wolfgang Jelend
Inszenierung:
Marcus Schneider
Figuren und Bühne:
Alexander Herrmann
Veranstaltungsort:
Uraufführung:
Gasteig/Black Box
Weitere Vorstellungen:
Gasteig/Black Box
Gasteig/Black Box
Gasteig/Black Box
Gasteig/Black Box
Gasteig/Black Box
Gasteig/Black Box
Hero und Leander
Figurentheater
[...] Wenn ich mit einer Komposition beginne, das heißt, wenn ich tatsächlich anfange, Noten aufs Papier zu setzen, muss ich ein klares Konzept sowohl von der Form des Stückes als auch vom Klangmaterial haben. Mich inspirieren oft Werke der bildenden Kunst, wie auch philosophische Konzepte oder Poesie. Tatsächlich inspirieren mich diese Dinge mehr als die Musik selbst. Weil ich noch nie solche Puppen gesehen hatte, wie sie die Figurenspieler der Münchener Biennale benutzen, konnte ich mir nur schwer vorstellen, wie unser Stück aussehen würde. [... ] Dieser frustrierende Zustand wurde noch verstärkt durch die Tatsache, dass ich unsere Geschichte philosophisch nicht besonders überzeugend fand. [...]
Doch kurz nach meiner Ankunft in München begann ich, die Dinge anders zu sehen. Ich war noch nicht eine Stunde da, als Marcus Schneider, der Regisseur unseres Stückes, begann, mir seine Auffassung der inneren Bedeutungen in unserer Geschichte darzulegen. [...] Später traf ich dann Marcus und Wolfgang und wir begannen, das Stück detailliert durchzusprechen. [...] Wir sprachen über Heros Konflikt zwischen ihrer Liebe zu Leander, ihrem inneren Wunsch, ein einzigartiges Individuum zu sein, und ihrem Wunsch, innerhalb ihrer Gesellschaftsschicht sicher geborgen zu sein. Es schien, dass dies mehr als eine einfache Liebesgeschichte war; es war eine Darstellung der unüberwindbaren Schwierigkeiten, die in gewissen gesellschaftlichen Gruppen die Leute daran hindern, ihre Einzigartigkeit zu offenbaren und auszuleben. [...] Wir entscheiden, dass dieses Thema Brennpunkt der Geschichte sein sollte. Wir diskutierten auch über Heros und Leanders Liebe und erkannten, dass die beiden, wenn sie schließlich zusammenkommen, ein gänzlich neues Wesen bilden; das Ganze ist mehr als die Summe der Teile. [...]
Mein größtes Problem war, wie Hero und Leander zusammen mit allem, was sie repräsentierten, musikalisch porträtiert werden sollten. Ihre individuellen Musiken sollten deutlich verschieden sein, und doch sollten sie zusammenfließen können, um eine neue Musik zu erschaffen – im Akt der Liebe. [...]
Schließlich wurde mir klar, wo das Problem lag: der kompositorische Prozess erschien mir als ein additiver; eine Musik plus eine andere Musik ergibt eine dritte Musik. Ich versuchte nun, den Prozess als einen substraktiven zu sehen: Kombiniere zwei Motive, dann destilliere das Ergebnis und suche die Quintessenz. Tatsächlich wollte ich einen Höhepunkt schaffen durch vollkommene Zurücknahme. Und dies war nun genau die Lösung, nach der ich gesucht hatte. [...]
(Text aus: Marti Epstein, Programm-Notizen zu Hero und Leander)