Über Frauen. Über Grenzen.
Ein Kollektiv-Musiktheater-Projekt von sieben Männern
Kurzinformationen:
Musik:
Jörn Arnecke,
Sascha Lemke,
Nicki Marinic,
Arvid Ong,
Sean Reed,
Sebastian Sprenger,
Yotin Tiewtrakul
Musikalische Leitung:
Frank Löhr
Inszenierung und Bühne:
Stefan Herheim
Kostüme:
Irene Favre de Lucascaz
Veranstaltungsort:
Uraufführung:
Gasteig/Carl-Orff-Saal
Weitere Vorstellungen:
Gasteig/Carl-Orff-Saal
Über Frauen. Über Grenzen.
Ein Kollektiv-Musiktheater-Projekt von sieben Männern
der Kompositionsklassen Peter Michael Hamel, Wolfgang Andreas Schultz und Manfred Stahnke an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg
Sieben junge Männer, sämtlich Studenten an der Hamburger Musikhochschule, komponieren gemeinschaftlich eine Oper über Frauen: Diese Idee ist nicht ohne Pikanterie. [...] Drei antike griechische Frauengestalten – Medea, Ariadne und Antigone nämlich – sind es, die für das Herrenkollektiv den Ausgangspunkt der musiktheatralischen Frauenerkundung bilden. [...] Ein jeder hat dabei ein Textbuch selbst zusammengestellt. Die Bandbreite reicht von altgriechischen Versen des Sophokles bis hin zur Übertragung der Mythen in unsere Gegenwart. [...]
Sascha Lemke gestaltet das Vor- und das Nachspiel: „[...] Es lag nahe, gerade das Immer-Wieder-Nacherzählen, das Entstehen von Geschichten selbst zu thematisieren. [...] Am Ende dieser Überlegung stand das einfache Bild einer Frau, die die leere Theaterbühne betritt, sie abtastet und dabei all diese verschiedenen Stimmen wachruft, aus denen dann ideell im Laufe des nun beginnenden Stücks immer neue Geschichten wachsen. [...]“
Sean Reed komponiert eine Studie über das Morden anhand von sieben Fällen: „[...] In meinen Szenen habe ich mich mit dem Aspekt der Mythen befasst, mit dem die antiken Erzähler am kreativsten umgegangen sind, nämlich mit dem Töten. [...]“
Nicki Marinic befasst sich mit Medea, der Wanderin zwischen den Welten: „ [...] Die Geschichte wird [...] nicht ‚erzählt’ im Sinne einer Literaturoper, sonern es wird ein Blick in das Innenleben der Figur Medea geworfen (oder ein Blick in deren Interpretin, ein Blick in irgendeinen Menschen). [...]“
Sebastian Sprenger wirft einen ironisch-verfremdeten Blick auf die Verjüngung des Iolker-Königs Pelias durch Medea und sorgt mit einem Zwischenspiel für den Transfer von der Gegenwart zur Archaik des Mythos: „Ja, ich weiß, es ist nicht originell, was wir uns ausgedacht haben. Medea! Antigone! Ariadne! – wie oft haben wir das alles schon gesehen, gehört und gelesen! [...] Wer sich über die Antiquiertheit unserer Stoffwahl mokiert, dem sei heimlich verraten, dass die Vorbereitungen für unsere abendfüllende Verona-Feldbusch-Oper schon auf Hochtouren laufen.“
Jörn Arnecke widmet sich dem Ariadne-Mythos: „[...] Ich habe noch nichts über meine Musik geschrieben. Theoretische Texte über Musik können sehr spannend sein. Aber ehrlich gesagt: Ist es nicht viel spannender, die Musik selbst zu hören?“
Arvid Ong verfolgt den Handlungsstrang der Antigone mit drei Streitdialogszenen: „Antigone ist die dritte Frauengestalt unseres Stückes. In drei Szenen wird ihr Konflikt mit der Umwelt, der auf eine Gewissenshandlung zurückgeht, aufgegriffen und dargestellt. [...]“
Yotin Tiewtrakul steuert zwei kommentierende Szenen bei. Die eine bietet eine Talkshow über die Massenmörderin Medea, die andere erinnert an Ferestha Ludin, verschleierte Lehramtsanwärterin in Baden-Württemberg: „Medea tritt in einer Nachmittags-Talkshow auf und ist nur noch bockig. [...] Antigone tritt mit der Selbstsicherheit auf, die vielen Gestalten eigen wäre (wenn sie in Talkshows auftreten würden), die durch die Literatur zu kulturellem Rang gelangt sind [...] Aber dann ist da noch Ariadne: Sie singt. Begleitet wird sie von einem Streichquartett, das eine wunderschöne gregorianische Melodie intoniert. [...]“
(Text aus: „Das Opern-Stück-Werk; Medea, Antigone und Ariadne: Eine Musiktheater-Collage über Frauen aus männlicher Sicht“)