Arbeit Nahrung Wohnung
Kurzinformationen:
Musik:
Enno Poppe
Texte:
Marcel Beyer
Musikalische Leitung:
Michael Wendeberg
Regie, Bühne, Kostüme:
Anna Viebrock
Dramaturgie:
Malte Ubenauf
Lichtdesign:
Olaf Freese
Veranstaltungsort:
Uraufführung:
Muffathalle
Weitere Vorstellungen:
Muffathalle
Muffathalle
Arbeit Nahrung Wohnung
Mit zwei gemeinsamen Projekten – Interzone und dem Lied Wespe – haben sich Enno Poppe und Marcel Beyer dem Musiktheater genähert. Nun realisieren sie als drittes Gemeinschaftsprojekt eine Oper. Lieder sind dabei, Shanties, Männerchöre (wie aus einer fernen Kultur), Sprechstücke. Beteiligt sind neben menschlichen Stimmen auch mikrotonale Keyboards, Live-Elektronik und Schlaginstrumente. Enno Poppe verbannt sie nicht in einen Orchestergraben. Sie spielen auf der Bühne mit, sind Teil des Theaters. Im Gegenzug werden die Schallereignisse der Bühnenaktionen über die Live-Elektronik in die Musik einbezogen. Die Musik handelt, die Handlung klingt, die Bühne wird zum Instrument.
Die literarische Folie für Arbeit Nahrung Wohnung bildet Daniel Defoes Geschichte von Robinson Crusoe. Beyer und Poppe „erzählen“ sie nicht als Abfolge von Ereignisstationen. Sie erscheint vielmehr in Momenten, in Sprachfragmenten, zu Liedern geronnen, gebrochen, reflektiert, bisweilen nahe an unseren Erlebnishorizont herangezogen. Die Rettungsszene steht am Anfang, die Einsamkeit des Insellebens am Ende des Stückes. „Diesem Robinson vergeht die Lust an Gesellschaft, er legt keinen Wert auf Rettung.“ (Marcel Beyer).
In Enno Poppes Oper spricht Robinson zunächst nur, erst im Laufe der Zeit beginnt er zu singen. Freitag, der Freund und Sklave, den Robinson vor dem Tod durch Kannibalen bewahrte, ist dagegen durchgängig als Sängerpartie gestaltet. Die Besonderheit der Männerchöre (Seeleute und Fischer) ist durch eine Erfahrung Poppes auf den schottischen Inseln inspiriert. Er hörte dort in Kirchen die langsam, mit charakteristischen Zeitversetzungen gesungenen Choräle, eine eigentümliche Art von Mikrokanons. In Arbeit Nahrung Wohnung bilden sie, weitergedacht und -komponiert, eine Klangschicht, die sich deutlich von anderen Ebenen der Musik absetzt. Das Drama des Stücks entsteht durch Konstellation: durch die Wechselwirkung der unterschiedlichen Klang- und Sprachschichten, durch Interaktion der „Lieder“, in denen sich die Komposition konzentriert, durch die Spannung zwischen Bühnenraum, Aktion und Klang. „Die Dramaturgie des Abends aber wird ganz aus der Musik geboren.“ (Enno Poppe).