Piero - Ende der Nacht
Hörstück für ein Theater der wandernden Gedanken und Klänge
Kurzinformationen:
Musik:
Jens Joneleit
Libretto:
Michael Herrschel
Raumkonzeption:
Gunnar Hartmann
Musikalische Leitung:
Yuval Zorn
Regie:
Katharina Thoma
Veranstaltungsort:
Uraufführung:
Muffathalle
Weitere Vorstellungen:
Muffathalle
Muffathalle
Piero - Ende der Nacht
Hörstück für ein Theater der wandernden Gedanken und Klänge
Das Ende der Nacht ist die Stunde der Ungewissheit, der Ahnung, Hoffnung und Furcht. Konturen sind noch nicht verfestigt. Formen, Gestalten, Gedanken können verschieden betrachtet und neu geprüft werden.
Wenn Sie die Muffathalle betreten, sehen Sie keine Szenerie, nur zwei gegenüberliegende Tribünen. Der Blick wird nicht auf einen Vorhang oder eine Rampe gelenkt; die Oper spielt unmittelbar in dem Raum, in dem Sie Platz nehmen. Hier, mitten unter Ihnen, formiert sich ein Solistenchor, aus dem sich später eine Protagonistin löst, ein lyrisches Ich, namenlos. Einen Namen trägt nur ihr fernes Gegenüber, Piero. Aber auch er ist eine „offene“ Figur: zwei Solisten, ein Sprecher und ein Sänger, zeigen Facetten seines Denkens, und seine Worte sind von denen des Chores nicht zu trennen.
Auch Zuschauerbereich und Bühne greifen ineinander, denn der gewohnte „Zwischenraum“, der Orchestergraben, befindet sich hier nicht vor, sondern unter Ihnen. Der Instrumentalklang baut sich aus der Tiefe auf: Kontrabässe, Tuba, Posaunen, Trompete mit Basstrompete, Klarinetten von der Kontrabass- bis zur schrillen kleinen Klarinette, Flöte mit Bassflöte, je eine Geige, Bratsche, Violoncello, Klavier und reiches Schlagwerk bilden das Ensemble.
Über Lautsprecher werden teils vorproduzierte, vor allem aber live-elektronisch bearbeitete Klänge zugespielt – nicht im Sinn einer statischen, „gleichmäßig globalen“ Beschallung, sondern in permanenter Bewegung zwischen zwölf weit voneinander entfernten Fixpunkten. Die Lautsprecher sind so montiert und gehängt, dass beim Wandern des Klangs Höhe, Tiefe und Ferne erfahrbar werden.
Von jedem Platz aus werden diese Vorgänge und ihre Überlagerung mit den direkten Wahrnehmungen von Gesang und Instrumenten anders aufgefasst. Jede und jeder hört das Werk anders, der Erfahrungsaustausch, der „Nachhall“ des Gehörten und Gesehenen verstärkt und weitet den Eindruck.