Die Nase
Oper für Handpuppen
Brief informations:
Music:
Lucia Ronchetti
Buch:
Sigrid Maurice
Inszenierung:
Peter Geierhaas
Figuren und Ausstattung:
Stefan Fichert
Venue:
World premiere:
Gasteig/Black Box
Further performances:
Gasteig/Black Box
Gasteig/Black Box
Gasteig/Black Box
Gasteig/Black Box
Gasteig/Black Box
Gasteig/Black Box
Gasteig/Black Box
Die Nase
Oper für Handpuppen
„Dergleichen Dinge kommen vor – selten zwar, aber sie kommen vor.“ Mit dieser lakonischen Feststellung endet Nicolai Gogols Erzählung Die Nase, und das ist, recht betrachtet, eine glatte Zumutung. Denn die Geschichte, die uns Gogol zuvor aufgetischt hat, gehört ohne Zweifel zu denen, die weder häufig, noch selten vorkommen, sondern überhaupt nicht. [...]
Natürlich erkennt der Leser schnell, daß er sich hier nicht auf dem sicheren Boden der Realität befindet. Doch auch darüber hinaus wird er aller Orientierungshilfen beraubt. Die an sich schon seltsame Geschichte ist überwuchert von einem undurchdringlichen Gestrüpp grotesker Verzweigungen und absurder Irrwege, das jeder inneren Logik den Garaus macht. Zwar suggeriert Gogol immer wieder hinterlistig Zusammenhänge, die sich aber bei näherem Betrachten sofort in Nichts auflösen. An den Stellen der schwersten logischen Brüche versinkt das Geschehen schlicht ‚in dichtem Nebel’.
Eine so rundum [...] nutzlose Geschichte, die nicht einmal eine richtige Geschichte ist, ist natürlich eine feine Sache. Doch es stellt sich die Frage, ob sie nicht beim Transport auf die Bühne, noch dazu mit den Mitteln des nicht eben feinsinnigen ‚Kasperltheaters’, Schaden nehmen muss. In der Tat: Viele wesentliche Elemente der Nase, wie etwa das der Literatursatire, der Parodie auf die klassische Novelle und der Verspottung der Forderung nach nützlichem und moralischem Schrifttum werden wir schwerlich vermitteln können.
Dafür bieten sich aber andere Zugangswege so mühelos an, daß wir schon fast versucht sein könnten, von einer inneren Verwandtschaft zwischen literarischer Vorlage und dem Handpuppenspiel zu sprechen.
Eine Übereinstimmung findet sich bereits im Titel: Die Nase. Welcher andere Körperteil eignete sich besser, um groteske Wirkungen zu erzielen? Und wo fände sich eine reichere Auswahl an liebevoll monströs gestalteten Riechkolben als im ‚Kasperltheater’? Da scheint es doch nur konsequent, das Organ von seinem Träger zu lösen und als eigenständige Figur auf die Bühne zu stellen.
(Text aus: Peter Geierhaas, Dergleichen Dinge kommen vor – selten zwar, aber sie kommen vor)