Heptameron
Algorithmen für Komposition, Interaktion und Live-Elektronik
Brief informations:
Music:
Gerhard E. Winkler
Regie:
Alexander Löblein
Bühne/Visuelle Medien:
Lawrence Wallen
Screen/Motion Design:
Stefan Gandl
Kostüme:
Monika Schübl
Venue:
World premiere:
Theater im Haus der Kunst
Further performances:
Theater im Haus der Kunst
Theater im Haus der Kunst
Theater im Haus der Kunst
Heptameron
Algorithmen für Komposition, Interaktion und Live-Elektronik
Gerhard Winkler: [...] Noch in der Konzeptionsphase stieß ich dann auf die Erzählungen der Margarete Navarra, die in ihrem „Heptameron“ gesammelt sind, und fand in diesen gut 450 Jahre alten Kurzgeschichten genau das, was ich suchte. Es geht in dieser Sammlung von Kurzprosa vordergründig um Liebesbeziehungen, aber letztlich nicht nur um sie, sondern [...] um Beziehungen zwischen Menschen, also letztlich genau um das, was seit Jahrhunderten in jeder Oper verhandelt wird. Mein Interesse bestand nun darin, das Drumherum mehr oder weniger sinnreich ausgeschmückter Handlungen wegzulassen und die typische Opernsituation wirklich auf ihren Kern, auf ihren menschlichen und künstlerischen Kern zu reduzieren, die Oper also auf ihre Essenz zurückzuführen.
HT: Nun lebt die traditionelle Oper als Gattung sicher von dieser Essenz, aber das konkrete Werk gewinnt seine Besonderheit durch das „Drumherum“, das diese Essenz umgibt. Wie lösen Sie in Ihrer Oper dieses Problem?
GW: [...] Ich nehme nicht die sieben Erzählungen, die ich aus Margarete von Navarras „Heptameron“ ausgewählt habe, und verwandle sie im herkömmlichen Sinn in Spielszenen und Dialoge. Ich entwickle aus ihrem Kern, aus den fast archetypischen Beziehungsmodellen, die sie schildern, eine Grundsituation. Diese Grundsituation wird musikalisch, szenisch, durch die Projektionen des Bühnenbildes ausgespielt, und zwar interaktiv. Das heißt: Die Bewegungen der Akteure auf der Bühne entscheiden darüber, was die drei Musiker, die während des ganzen Stücks hinten auf der Bühne sitzen, genau spielen. Sie entscheiden auch darüber, in welcher Weise sich das Bühnenbild gestaltet, das Spiel der Projektionen. Selbstverständlich reagieren die Akteure auf der Bühne wiederum auf das, was sie um sich hören und sehen. Für sie gibt es, wie für die Musiker, einen Realtime-Score, eine Partitur, die auf einem Bildschirm erscheint. Sie hat dieselbe Verbindlichkeit wie die Echtzeitpartitur der Musiker, ist nur – zwangsläufig – im Schriftbild einfacher konzipiert. Es entsteht also in der Konsequenz ein komplexes System, in welchem das traditionelle Schema von Sender und Empfänger, die Einlinigkeit des Informationsflusses aufgebrochen ist. [...] Jede Aufführung verläuft anders, jede wird in ihrer Prozesshaftigkeit neu erfahrbar sein.
(Text aus: Habakuk Traber, „Heptameron als interaktive Oper, Das Werk im Gespräch“)