Absences
Schuloper in 5 Szenen
Brief informations:
Music:
Jörg Widmann
Libretto:
Michael Rothert, Burkhard Stauber und Jörg Widmann
Musikalische Leitung:
Erich Mayer und Jörg Kalkes
Inszenierung:
Burkhard Stauber
Venue:
World premiere:
Pestalozzi-Gymnasium
Further performances:
Pestalozzi-Gymnasium
Pestalozzi-Gymnasium
Pestalozzi-Gymnasium
Absences
Schuloper in 5 Szenen
Ein Musiktheater von Schülern für Schüler und für ein allgemeines Publikum - das hatte mich gleich fasziniert. Im Februar 1989 regte Hans Werner Henze für die 2. Münchener Biennale ein solches Opernprojekt an, welches am Pestalozzi-Gymnasium realisiert werden sollte. Besprechungen und Verhandlungen setzten ein; [...] Szenen leicht verfremdeter, aber doch auch realistischer Schulstunden sollten jeweils mit Szenen einer Traumebene abwechseln. [...]
Das Stück arbeitet im wesentlichen mit zwei diametral entgegengesetzten Grundstimmungen: die eine kantig, teilweise hart. Das sind die Szenen, in denen die Schüler die Segnungen des Lehrplans genießen und mit der Schulweisheit für das Leben trainiert werden. Hier kommen die Mittel der letzten Avantgarde ins Spiel, zwölfgetönt, konstruktiv, aleatorisch; doch an einigen Stellen - dem "sittlichen" Unterricht entsprechend - wird die Musik wohltönend kulturkonservativ und bildungsbetont. Die andere Grundstimmung ist lyrisch, "Sphärisch" und gelöst. das sind die köstlichen Augenblicke, in denen die Auszubildenden, von Belehrung gesättigt, sich dem Wachschlaf hingeben und in sanften Visionen von dem träumen, was ihnen verheißen wird. Hier ist sanftes Kolorit vonnöten, tröstend, heilend und wundervoll illusorisch. Sleeping with the future. So könnte es sein, wenn man sich schul- und lernvergessen in das versenkt, worauf die real existierende Schule vorbereitet. Meine Musik ist voller Gegensätze, wie es dem Thema zukommt. Schule war wohl schon immer ein "Drama", und Schuldramen gibt es genug. Schulopern dagegen sind seltener. Eine Oper über die Schule ist im Grunde auch ein Unmöglichkeit weil die Hauptpersonen fehlen müssen, die dem Ganzen Leben geben: der Liebhaber, die jugendliche Liebhaberin, der Held, die Verwicklung der Gefühle und der prägnante Wechsel von Situationen. Ich habe ein Ding der Unmöglichkeit versucht - mit möglichen und unmöglichen Mitteln. [...]
(Text aus: Jörg Widman, Absences)