Antigona Furiosa
Oper in einem Akt für Sänger, Pianisten und Schlagzeuger
Brief informations:
Music:
Jorge Liderman
Libretto:
Jorge Liderman
Musikalische Leitung:
Frank Cramer
Szenisches Arrangement:
Markus Wörl
Ausstattung:
Katja Salzbrenner, Ingrid Weindl
Venue:
World premiere:
Gasteig/Philharmonie
Antigona Furiosa
Oper in einem Akt für Sänger, Pianisten und Schlagzeuger
Antigona Furiosa (1986) ist keine moderne oder argentinische Adaption des Sophokles-Stückes. Es ist vielmehr der Versuch zweier Männer, Corifeo und Antinoo, uns die Geschichte ihres Volkes zu erzählen, des argentinischen Volkes, und zwar durch ihre Interaktion und ihre Kommentare zu Sophokles` Antigone. Obwohl Antígonas Welt manchmal mit Corifeos und Antinoos Café-Welt in Buenos Aires übereinstimmt, bleibt sie doch in ihrer eigenen Welt als Hauptperson und stellt den dramatischen Zusammenhang des Stückes her. Ihre Äußerungen des Muts und Momente der Angst sind das Thema der umgangssprachlichen Kommentare Corifeos und Antinoos; die beiden Männer bilden einen Straßenchor von gemischten Stimmen, kontroversen Urteilen und verschiedenartigen Standpunkten gegenüber einer Wirklichkeit, in die jeder verwickelt zu sein scheint.
Bei Antigona Furiosa haben mich nicht nur das Thema und die Sparsamkeit der Mittel fasziniert, sondern auch die interessante Dichotomie, die durch die Betonung der dramatischen Sprache Antígonas einerseits und der Umgangssprache von Antinoo und Corifeo andererseits entsteht. Sofort hatte ich die Idee, auf musikalischer Ebene ein paralleles Schema zu entwickeln.
Antígonas musikalische Welt ist lyrisch und expressiv. Dies beruht auf ausgedehnten melodischen Linien, die, obwohl rhythmisch ausgearbeitet, keine metrische Interpunktion haben. Ihre Klagen gewinnen durch die Ausweitung des Stimmumfangs sowie durch rhythmische und harmonische Beschleunigung an Intensität. Antígonas Welt wird der stotternden Sprache Antinoos und der oft herrischen Rede Corifeos gegenübergestellt und manchmal von deren Reden überlagert. Wenn Corifeo Creonte personifiziert, wird er zur herrschenden Macht. Seine Sprache wird dann majestätisch durch die rhetorische Wiederholung einer einzelnen Note oder eines einzelnen Intervalls.
Obwohl Antígonas Welt in ihrem dramatischen Inhalt anders ist als Antinoos und Corifeos Welt, sind doch beide Welten auf dieselbe Wirklichkeit gegründet. In musikalischen begriffen sind diese Welten durch harmonische Mittel miteinander verbunden: Die ganze Oper basiert auf einem Akkord, der im Verlauf des Dramas mehreren Verwandlungen unterworfen wird.
(Text aus: Jorge Liderman, Antígona Furiosa)