Das Gastspiel
Brettlposse für Sänger, Pianisten und Schagzeuger
Brief informations:
Music:
Jan Müller-Wieland
Libretto:
Jan Müller-Wieland
Musikalische Leitung:
Jan Müller-Wieland
Szenisches Arrangement:
Claus Guth
Ausstattung:
Christian Schmidt
Venue:
World premiere:
Gasteig/Philharmonie
Das Gastspiel
Brettlposse für Sänger, Pianisten und Schagzeuger
"Hans Werner Henze schlug mir - den Aspekt des Theaters im Theater betreffend - Wedekinds Drama Der Kammersänger vor, in dem ein Komponist seine Oper vorspielt.
Der Text war verblüffend einfach gebaut, nicht aufwendig und sehr wirksam für Musik. Er handelte eigentlich wieder von "Narren", die aber das zwingend Identifizierbare auslösen, da sie sich i einem Zustand befinden, den jeder Mensch kennt und fürchtet: in der Eile! Die Eile kann merkwürdige Handlungen auslösen, so, als wüsste man nicht, was man tut, und das ist natürlich ideal als primären Motiv für einen Bühnenstoff.
Es ging mir bei der nötigen Einrichtung von Wedekinds Text nun ausschließlich darum, die Eile in den Vordergrund zu stellen und die entsprechende Musik nicht etwa als Beruhigung zu verwenden, sondern im Gegenteil - als Metapher für den realen Zeitdruck. Wedekinds Text musste um ein knappes Viertel gekürzt werden, damit der Zeitdruck durch die Musik auch realistisch erfassbar würde - der ungeheure Zeitdruck, unter dem der Kammersänger Gerardo steht, der trotz aller Hindernisse unbedingt seinen Zug nach Brüssel (wo er die Rolle des Tristans singen soll) erreichen will. Dafür benötigte ich ein Instrumentarium, welches Wedekinds Ambiente nahe kam und gleichzeitig vielfältigen Druck erzeugen konnte. Ich entschied mich [...]für eine reine Schlagzeug- und Klaviermusik, die moritatenhaft wie ein spektakuläres Uhrwerk die Herrschaften an die Realität erinnern soll. Gleichzeitig stellen die Klaviere durchweg Passagen des Klavierauszugs der Oper Herman vor, die der Komponist des Dramas, Professor Dühring, beim Kammersänger Gerardo anbringen will. Alle Noten sind also Noten aus dem Kopf eines Komponisten!Zu guter Letzt entsprach dieses Sujet meinen "kubistischen" Vorstellungen von Musik. Bei diesem multiphonen Kurztoninstrumenten waren viele Verschachtelungen möglich. Das nur sechsköpfige Instrumentarium ließ viele unterschiedliche Perspektiven der musikalischen Seiten zu - wie wenn man einen Karton auseinanderlegt, um zumindest die Hälfte aller Seiten zu sehen bzw. zu hören." [...]
(Text aus: Jan Müller-Wieland, Ein Uhrwerk als Begleitmusik)