Snatched By the Gods
Kammeroper
Brief informations:
Music:
Param Vir
Libretto:
William Radice
Musikalische Leitung:
David Porcelijn
Inszenierung:
Pierre Audi
Bühne:
Chloe Obolensky, Jannis Kounellis
Venue:
World premiere:
Muffathalle
Further performances:
Muffathalle
Muffathalle
Snatched By the Gods
Kammeroper
[…] Bilder von Erde, Wasser, Wind und Feuer durchziehen Tagores Text mit Symbolen. Sie kulminieren im Sturm, wenn Mensch und Natur in explosiver Wut zusammenprallen. Tagore ordnet die Symbolik der Erzählung behutsam mit einem zweiteiligen Muster, z.B. Land vs. Wasser. Die erste Hälfte spielt großteils auf dem Land, am Flussufer, wo die Vorbereitungen für die Pilgerfahrt getroffen werden. Die zweite Hälfte, auf dem Wasser, führt die heimreisenden Pilger geradewegs in die ‚Prüfung’, zu ihrer wirkliche Wallfahrt, in den Sturm. Dieser Sturm bringt all ihre menschlichen Schwächen, ihre Angst und Unwissenheit zutage. [...]
Von den Göttern verschlugen hat eine gewaltige narrative Wucht und ich hätte es – ganz abgesehen von den dramaturgischen Risiken – für intellektuelle Eitelkeit gehalten, diese Erzählkraft durch einen stilisierten Sturm zu verwässern. Wie Tagore ging William Radice den Sturm frontal an: er variierte und modellierte dessen elementaren Zorn mit unmittelbaren Sprachbildern, mit Figuren, die um sich schlagen, erzittern und zerbrechen. [...] An entscheidenden Stellen unterbricht Williams Text den kontinuierlichen Handlungsablauf. Am deutlichsten wird dies bei der Verwünschung, die in drei Momentaufnahmen wiederholt wird: der Handlungsablauf springt somit aus der chronologischen Reihenfolge in eine stilisierte Welt. Auf diese Art konnte ich die Reaktionen der verschiedenen Figuren auf den Fluch differenzieren [...] Die Musik erzielt einen ähnlichen Effekt der Handlungsunterbrechung, indem ich nach dem Höhepunkt des Sturms auf jedes erkennbare Abflauen verzichtete. Statt dessen ‚knipste’ ich den Sturm einfach aus, subito, mit einem von Quinten untermauerten Lacrimoso. Dadurch verschiebt sich unsere Aufmerksamkeit von dem Sturm auf ein kontemplatives Verstehen, ein Gefühl für die Bühnenszene, in der wir Zeuge von Rakhals tragischem Ertrinken werden.
"Ich habe jedoch Von den Göttern verschlugen nie als reine Tragödie verstanden. An manchen Stellen nahm ich dankbar die Gelegenheit wahr, die Musik mit Energie, Freude, Ausgelassenheit und Leidenschaft anschwellen zu lassen. [...] Freude existiert in dem farbenfrohen Klanggemälde von Tempelglocken, Gongs und Becken beim Erreichen des Wallfahrtszieles, das uns daran erinnert, daß das Universum voller vibrierender Geräusche ist. Vor diesem unaufhörlichen Spiel von Licht, Farben und Klängen verblasst das menschliche Leid. Im letzten Bild unserer Oper schließlich, wenn die Sonne im Fluss versinkt [...], sind wir in der Lage, über die gerade miterlebten Todesfälle nachzudenken. Im schwindenden Licht der untergehenden Sonne, das die Gestalt Moksadas umarmt, liegt zugleich das gütige Versprechen von erneutem Sonnenaufgang und von Wiedergeburt.“ [...]
(Text aus: Param Vir, Zu den Opern Von den Göttern verschlungen und Gerissene Saiten)