Scourge of Hyacinths
Oper in zwei Akten
Brief informations:
Music:
Tania León
Libretto:
Tanja León
Musikalische Leitung:
Tania León
Inszenierung:
Mark Lamos
Bühne:
Christopher Barreca
Venue:
World premiere:
Gasteig/Carl-Orff-Saal
Further performances:
Gasteig/Carl-Orff-Saal
Gasteig/Carl-Orff-Saal
Scourge of Hyacinths
Oper in zwei Akten
[…] Meine Großmutter nahm mich als Kind regelmäßig zu den rituellen Zeremonien mit. Ich erinnere mich, dass ich von den drei verschiedenen Trommeln, die diese Zeremonien begleiteten, völlig hypnotisiert war. Jede Trommel hatte zwei verschiedenen Töne, mit denen die Trommler eine Art erzählender Melodie schufen und ein schwer fassbares rhythmisches Spiel trieben. Meine musikalische Ausbildung war von einer strengen Konservatoriumsatmosphäre geprägt, gleichwohl war ich von diesen Rhythmen und Melodien fasziniert, die immer noch in meinem Kopf herumspukten. Nach meinem Studium fing ich mit eigenen Forschungen an. Zu dieser Zeit entdeckte ich die nigerianischen Yoruba-Batá-Trommeln. Ich verstand nun, dass es sich um ein ganz spezifisches System handelte, mit besonderen klanglichen und rhythmischen Zeichen. [...] Diese Elemente sind für meine Partitur von Scourge of Hyacinths wichtig. In meiner Musik benutze ich intervallische Systeme tonaler, atonaler und chromatischer Art. Dieses musikalische Grundmaterial beliefert die inneren Stimmen der vielen unterschiedlichen vokalen und instrumentalen Texturen. Innerhalb dieser Strukturen gibt es auch das Nebeneinander von binärer und ternärer Rhythmik. Die Mischung ternärer rhythmischer Gruppierungen (die für die afrikanische Musik charakteristisch sind) mit dem binären System (wie man es in der Musik spanischen Ursprungs findet) bildet eine wesentliche Grundlage meines eigenen rhythmischen Dialekts.
All diese Ideen werden auch in die Komposition der Vokalstimmen aufgenommen. Ich habe Elemente afrikanischer Minderheiten verwendet, wie sie sich in den Gesangstraditionen in ganz Nord-, Zentral- und Südamerika finden. Als ich die Yemanja-Szenen und deren Gebete komponierte, versuchte ich, mich an die Lieder der Zeremonien meiner Kindheit zu erinnern. Sie waren mir nur noch unklar im Gedächtnis, bis mich im Sommer 1993 überraschend meine Mutter besuchte. Sie sang mir vor, was sie noch von den kubanischen Gesängen zur Anrufung Yemanjas wusste. Aus ihren Erinnerungsbruchstücken schuf ich Tiatins Gebet. Der einfache Gesang meiner Mutter rührte an einer emotionalen Quelle in mir, die es mir möglich machte, Tiatins Musik fast aus dem Stand heraus zu komponieren. [...]
(Text aus: Tania León, In meiner Muttersprache bedeutet Esperanza „Hoffnung“)