Fünf kleine Opern
Wachsfigurenkabinett
Kurzinformationen:
Musik:
Karl Amadeus Hartmann
Libretto:
Erich Bormann
Musikalische Leitung:
Georg Schmühe
Inszenierung:
Ian Strasfogel
Bühne:
Hans Hoffer
Veranstaltungsort:
Uraufführung:
Deutsches Museum/Alte Astronomie
Weitere Vorstellungen:
Deutsches Museum/Alte Astronomie
Deutsches Museum/Alte Astronomie
Deutsches Museum/Alte Astronomie
Fünf kleine Opern
Wachsfigurenkabinett
Durch Zufall stieß ich vor einigen Jahren in McCredies Hartmann-Biographie (Karl Amadeus Hartmann. Sein Leben und Werk, Wilhelmshaven 1980) auf den Eintrag: „Das Wachsfigurenkabinett. Fünf Opern-Einakter“. Das hat mich stutzig gemacht, denn ich hatte noch nie davon gehört. [...]
Es handelt sich um eine Musik, wie man sie sonst von Hartmann gar nicht kennt: Unterhaltungsmusik aus den späten zwanziger Jahren [...]. Sie spiegelt die Einflüsse der Zeit, besonders das Theater und Kino, wider. Der „Chaplin-Ford-Trott“ hängt eng [...] mit der plötzlich auftauchenden Liebe zur Neuen Welt [zusammen]: Alles was aus Amerika kam – wie toll und aufregend! Die Musik ist eine große Huldigung an Amerika: „A-meee-ri-ka! A-meee-ri-ka!“ Ganz im Stil der Comedian Harmonists. [...]
Es treten Chaplin und Ford auf. Sagt der eine: „Mein Leben ist, die Menschen zum Lachen zu bringen“, kontert der andere: „Mein Leben ist, Autos herzustellen“. Beide sind typische Wachsfiguren und haben im Grunde gar nichts zu sagen. [...]
Wichtig ist bei allem die Pantomime, wie in den Charlie-Chaplin-Filmen. Der Chor kommentiert: „Mitten im Park, mitten in Miami, schreitet zierlichen Fußes Dorothy, Dorothy, oh very nice! Reizende Tochter von Mister Rice.“ [...]
Der Text ist oft hirnrissig, geradezu schwachsinnig, ein Text, der eigentlich eher zum Jahrmarkt gehört. Da singt ein Tenor eine Arie, so eine Art Bach-Choral: „Seit Jahren schon in Amerika, jede Woche mehrere Stellen...“ Rein musikalisch völlig schwachsinnig! [...] Darüber der Marsch für zwei Klaviere [...]. Ich dachte, das darf doch nicht wahr sein, das muss ich auf jeden Fall herausnehmen. Ich habe mich aber von einem alten Freund Hartmanns überzeugen lassen, dass es von Hartmann wirklich bewusst so verfremdet wurde, textlich, musikalisch und auch noch mit Harmonium oder Kirchenorgel. Wenn Hartmann z.B. schreibt, dass der Bariton singen soll, wie ein Saxophon klingt, dann hört man schon förmlich die Wäscheklammer auf der Nase. [...]
Ich bin ganz sicher, dass diese fünf Stücke von Hartmann ihren Weg machen werden. Sie vereinigen nur Vorzüge in sich, sind knapp, zeigen slapstickartige Szenen, die musikalisch untermalt werden – ein verstimmtes Klavier wäre hierbei auch nicht schlecht -, und sie korrespondieren auch mit dem jetzt wieder neu aufkommenden Hang zur Music-hall. Schließlich hört man ja auch wieder Eric Satie!
(Text: Wilfried Hiller, Der „Chaplin-Ford-Trott“ aus Hartmanns „Wachsfigurenkabinett“)