Leyla und Medjnun
Märchen für Musik
Kurzinformationen:
Musik:
Detlev Glanert
Libretto:
Aras Ören und Peter Schneider
Musikalische Leitung:
Roger Epple
Inszenierung:
Klaus Kirschner
Bühne und Kostüme:
Rosalie
Veranstaltungsort:
Uraufführung:
Gasteig/Carl-Orff-Saal
Weitere Vorstellungen:
Gasteig/Carl-Orff-Saal
Gasteig/Carl-Orff-Saal
Gasteig/Carl-Orff-Saal
Leyla und Medjnun
Märchen für Musik
Basis für die Autoren Peter Schneider und Aras Ören war die Erzählung des persischen Dichters Nizami aus dem 9. Jahrhundert, übrigens nur eine von den vielen Erzählungen aus vielen Jahrhunderten zu diesem Thema. [...] Leyla und Medjnun, zwei Jugendliche, lieben sich, aber in der Schule sorgen die üble Nachrede, bei den Eltern die Religion bzw. die Geldgier und auf dem Basar der Haß dafür, daß diese Liebe unmöglich wird. Medjnun ist Dichter, er ist verliebt in die Liebe, Leyla liebt Medjnun aber als Person. Medjnun wird für verrückt gehalten, da er in immer neuen und unverständlichen Gedichten seine Liebe äußert. Er muß in die Wüste gehen. [...] Die Macht von Medjnuns Versen entfesselt zuletzt einen Krieg um diese Liebe, der nichts als Tod bringt. Leyla verfällt und stirbt; Medjnun pilgert zu ihrem Grab und liegt der Sage nach ein Jahr dort, bevor auch er stirbt. Die Geschichte wird uns durch einen Zennen, einen türkischen Zauberer, präsentiert, der sie aus heutiger Sicht erzählt, zynisch, unpathetisch. Er leitet das Spiel, ist Maître de Jeux, kommentiert und bestimmt das Schicksal. [...]
Jetzt gilt es, ein überzeugendes Konzept für die türkische Musik, für ihren Einbau und ihre Synthese zu finden (ohne Kulturkolonisation, ohne Verletzungen, ohne die ausgetrampelten Pfade vergangener Synthese-Versuche). [...] Die Stimmen sollen sich ansingen, denn Leyla und Medjnun handeln ja als zwei Prototypen von Liebenden, sie haben den besten Grund, sich opernhaft zu äußern: Große Bögen sollen sie bekommen, Medjnun ein fast stockendes, abwesendes Beten, Leyla verletzte, expressive Linien, die ihren auch körperlichen Verfall deutlich machen können. Ich möchte auch all diese herrlichen Dinge heranziehen, wie sie die Italiener erfunden haben, la melodia, portando la voce, stentato e rubato, und auch die Deutschen mit dem Sprechgesang, der orchestralen Glut.
Also in den Stimmen nichts Türkisches, Archaisches: Hier soll Europa herrschen dürfen [...] – hier vollzieht sich die Fabel [...]. Der Zauberer, der Zenne, [...] könnte die Ebene der Ud-Musik sein, und das wäre die Lösung: Die lebende türkische Musik ist die Realität, das Heutige, sie kann die Szenen teilen, wenn der Zenne das Folgende arrangiert, wenn er zaubert. [...]
Ich versuche, das Schönste an Musik auf die Figuren zu setzen. Ich versuche, den Stimmen ihr Recht zu lassen, will probieren, die Zuhörer in den großen Atem hineinzubringen, den ich geplant habe, sie teilnehmen zu lassen an dem Märchen und seinen Brechungen, die aus heutiger Sicht entstehen. Ich will auch, daß mein Publikum nicht nur nachdenkt über die Probleme zweier Kulturen, zweier Menschen, sondern auch getroffen und gerührt wird vom Gesang und von der Musik. Es hat mal jemand behauptet, die Musik ließe sich unterscheiden in Kopf-, Herz- und Bauchmusik. Darf ich in Anspruch nehmen, alle drei zu wollen?“
(Text: Detlev Glanert, Von den Schwierigkeiten, eine Oper zu komponieren)