Le Précepteur
Kurzinformationen:
Musik:
Michèle Reverdy
Libretto:
Hans-Ulrich Treichel
Musikalische Leitung:
Diego Masson
Inszenierung:
Philippe Piffault
Bühne:
Antoine Fontaine
Veranstaltungsort:
Uraufführung:
Gasteig/Carl-Orff-Saal
Weitere Vorstellungen:
Gasteig/Carl-Orff-Saal
Gasteig/Carl-Orff-Saal
Le Précepteur
[...] „Das Werk ist in Quintenzirkeln aufgebaut, jede Musik entwickelt sich, wenn sie wieder an die Reihe kommt. Die Formen sind folglich ineinander verschachtelt. Die sprunghafte Entwicklung des Ausgangsmaterials führt mit zunehmender Komplexität zum Dramenknoten.
Ich habe die meisten Stücke von Lenz gelesen. In allen steigert sich der dramatische Rhythmus bis zur Frenetik. Zahlreiche Figuren und Orte überlagern sich ständig. Auch die Zeit vergeht wie im Flug – oft liegen zwischen zwei aufeinanderfolgenden Szenen mehrere Jahre. Deshalb wird man dieselbe frenetische Bewegtheit in meiner Musik wiederfinden. [...]
Ganz schrecklich ist beim Komponieren immer, dass man etwas sehr langsam schreibt, was dann sehr schnell gehört wird. Daher darf man den Zusammenhang nie aus dem Auge verlieren. Ich habe für 1 Minute 45 Sekunden sechs Tage gebraucht und konnte mich so um alles Details kümmern, in bezug auf Harmonie und Rhythmus, mit voller Kontrolle der vertikalen Architektur. Danach habe ich die Dichte des Satzes und die Dynamik überprüft – was für mich immer schwierig ist: Ich weiß, was ich hören will, aber ich bin mir nie sicher, wie ich das am besten graphisch für den Interpreten zum Ausdruck bringen soll; ich habe immer den Eindruck, dass er die Phrase selbst fühlen muß und den dynamischen Verlauf ausgehend von seiner eigenen Wahrnehmung festlegen sollte. Zu viele Vorschriften könnten seinen Ausdruckswillen lähmen.
Immer wenn ich eine Sekunde weiterkomme, lese ich den ganzen Satz bis dahin noch einmal durch (in Szene 9 ist es übrigens ein schneller Satz), um mir den Sinn für den musikalischen Diskurs zu bewahren. All das dauert sehr lange. Ich nenne das ‚meine kleine Ameisenarbeit’. Man hat das Gefühl, man kommt überhaupt nicht voran, aber wenn man jeden Tag seines Lebens arbeitet, kann man schließlich doch auf ein Werk zurückblicken...“
(Text aus: Michéle Reverdy, Tagebuch)