Die wundersame Geschichte des Peter Schlemihl
Figurentheater
Kurzinformationen:
Musik:
Susanne Erding-Swiridoff
Buch:
Claus-Michael Trapp
Inszenierung:
Alexander Schulin
Figuren und Bühne:
Helga Jahnke
Veranstaltungsort:
Uraufführung:
Gasteig/Black Box
Weitere Vorstellungen:
Gasteig/Black Box
Gasteig/Black Box
Gasteig/Black Box
Gasteig/Black Box
Gasteig/Black Box
Gasteig/Black Box
Die wundersame Geschichte des Peter Schlemihl
Figurentheater
[...] In seiner „wundersamen Geschichte“ (1814) erzählt Adelbert von Chamisso, wie Peter Schlemihl im Tausch gegen einen Lederbeutel mit unerschöpflich viel Geld seinen Schatten verkauft. Wie soll nun Peter Schlemihl seinen Weg bestehen – ohne seinen Schatten?! – mit Schattenlosigkeit als neuer „Maskierung“?! – als Bedeutungsträger für das Phänomen der Schattenlosigkeit an sich?! [...]
Im Schlemihl führt der Spannungsbogen zwischen Realität und Fantasie von der Textvorlage zur Partitur, von der Schattenlosigkeit zur bewusst erlebten Zeiterfahrung, in der Erfassbares, Sichtbares und Spielbares zu einer untrennbaren Einheit werden. Dennoch ist die Symbolik in der Musik so tief verborgen, dass man sie beim Hören nicht als ein ihr gewaltsam aufgezwungenes Schema empfindet. [...] Die Konzeption der Musik transportiert die fiktive Realität der Geschichte in eine musikalische Realität, letztendlich in eine Komposition für Streichtrio. In einem „Kommentar“ aus erlebter und erzählter Zeit nimmt die Musik Stellung zur Frage der Schattenlosigkeit. [...]
Zeit fungiert als musikalisches Mittel zur Stellungnahme: Schlemihl will für sich das zeitlose Sein erschließen. Mit dem Verkauf des Schattens an den Grauen hat er sich die Fähigkeit erworben, über Geld – in die musikalische Begrifflichkeit transportiert heißt dies: über Zeit – beliebig zu verfügen. Im Verlauf des zweiten Teils gerät Schlemihl in einen wahren Macht- bzw. Zeitrausch, wahrnehmbar durch eine Kette chorisch und solistisch wechselnder Metren zu einem gemeinsamen Grundmetrum, zur Gleichzeitigkeit von genauer Notation und Rahmennotation. [...]
Mit dem Versuch, den Schatten im dritten Teil wiederzuerlangen, begibt sich Schlemihl in die Abhängigkeit des Grauen, der als „Herr der Zeit“ Peter Schlemihl als „Diener der Zeit“ – den Begriff Zeit auf die musikalische Ebene bezogen - in einem wortwörtlichen Spiel- und Bewegungsraum tanzen lässt [...].
(Text aus: Susanne Erding Swiridoff, Peter Schlemihl 1991)