Playing Away
Kurzinformationen:
Musik:
Benedict Mason
Libretto:
Howard Brenton
Musikalische Leitung:
Paul Daniel
Inszenierung:
David Pountney
Bühne und Kostüme:
Huntley Muir
Light Design:
Paul Pyant
Veranstaltungsort:
Uraufführung:
Deutsches Theater
Weitere Vorstellungen:
Deutsches Theater
Deutsches Theater
Playing Away
Fußball als Theater? Fußballspielern zuschauen wie Opernsängern?
Ja! Fußballspieler sind auch Diven! In der Oper wird einem bewusst, dass das Publikum nahezu makellos erscheinende Kunstfertigkeiten „testet“. Es gibt diese Lust zuzusehen, wie die Person auf der Bühne versagt... oder aber gewinnt. Der Fußball und die Oper, das ist beides Zuschauersport. Terrys aussichtslose Lage spiegelt sich in einer Reihe von „ungeschickten Bewegungen“ wider, die zu einem „verhängnisvollen Tor“ führen. In gewisser Hinsicht verhält es sich so: Je mehr man sich bemüht, desto neidischer werden die Leute auf den Erfolg, desto mehr wollen sie einen vernichten.
„Playing Away“ scheint mir mehr eine Parodie auf den englischen Fußball und seine Manager zu sein. Was ist es sonst noch?
Zunächst einmal handelt es sich um die Krise eines Künstlers, dessen Selbstvertrauen gestört ist. Der sinistre, fast mythische Große Schiedsrichter möchte aus bestimmten Gründen, dass Terry verletzt wird, weil es da eine Absprache oder eine Bestechung gibt. Es geht um`s große Geld. Und diese Oper handelt ja auch davon, wie Menschen gekauft, verkauft und betrogen werden.
Haben Sie spezielles musikalisches Material, Motive oder Themen für die einzelnen Figuren ausgewählt?
Wenn man das zu bewusst macht, gerät man in die Gefahrenzone des traditionellen Opernproblems, und nicht nur desjenigen, das einem drüben in Bayreuth begegnet! Es wäre besser zu sagen, dass jede Figur ein gewisses musikalisches „Aroma“ besitzt. Zunächst einmal Terry. Er hat sprachliche Probleme: Er kann sich nicht richtig ausdrücken. Was immer er als vollständigen Satz äußert, ist ein Klischee. Und wenn es kein Klischee ist, dann kommt es heraus, als ob er stottere. Er hat keinen Sprachfehler, aber er kann seine Sätze nicht zu Ende sprechen. Er besitzt alle stimmlichen Voraussetzungen für einen wundervollen lyrischen Tenor, was, wie ich glaube, seiner brillanten fußballerischen Kunst entspricht. Man könnte keinen Bariton oder Bass aus ihm machen. Und so gibt es diesen Konflikt zwischen der Fähigkeit, eine wundervolle Phrase im höchsten Register der Tenorstimme zu singen – und seiner abgehackten, unartikulierten Sprechweise. Er ist mit den Füßen ein Künstler. Wenn er auf dem Fußballplatz ist, muss er nicht nachdenken. [...] Aber sehen Sie, Lola bewundert das zwar, doch sie kann es nicht verstehen, und dies ist der interessante Aspekt der Oper und natürlich auch derjenige ihrer sich auflösenden Beziehung. Lola ist nur hart, amerikanisch, geschäftstüchtig. Sie ist enttäuscht von Terrys Unfähigkeit zu kommunizieren. Nur aus Reklamegründen und aufgrund seiner Popularität fühlte sie sich zu ihm hingezogen. [...] Doch auch ihre Herkunft ist sehr interessant, wenn sie ihre Perücke abnimmt, wirkt sie sehr schlicht. [...]
[…] „
(Text aus: Barbara Zuber: Fußball und Oper, Ein Interview mit Benedict Mason)