Biennale Plus
Klangforum Wien
Veranstaltungsort:
Uraufführung:
Gasteig/Carl-Orff-Saal
Biennale Plus
Klangforum Wien
Enno Poppe (*1969): Salz (2005)
Klaus Lang (*1971): the book of serenity (2007)
Deutsche Erstaufführung
Brice Pauset (*1965): La harpe de mélodie (2008)
Johannes Kalitzke ist Komponist und Dirigent. Seine erste Oper, Bericht über den Tod des Musikers Jack Tiergarten, wurde 1994 im Rahmen der 4. Münchener Biennale uraufgeführt. Als Dirigent kennt Kalitzke die ganz normale Kapellmeisterlaufbahn, die Metier, Umsicht und entschiedene Geduld verlangt, aber auch das besondere Engagement für die Gegenwartsmusik. Als Künstlerischer Leiter verlieh er der musikFabrik, dem Landesensemble Nordrhein- Westfalen, das Profil als eines der kompetentesten Ensembles für Neue Musik. Im Biennale-Konzert dirigiert er jedoch nicht sein eigenes Ensemble, sondern das Klangforum Wien, das sein Kollege Beat Furrer, selbst Dirigent und Komponist, vor gut zwei Jahrzehnten ins Leben rief. Man kennt und schätzt sich aus mehrfacher Zusammenarbeit. Ensemble und Dirigent stellten ein Programm der Kontraste zusammen.
Zwei der Komponisten sind bei dieser Biennale auch mit Musiktheaterwerken vertreten. Das Konzert beleuchtet ihr Schaffen von einer anderen Seite. Enno Poppe gibt seinen Werken gerne kurze lakonische Überschriften. Sie wecken mindestens ebenso viele Fragen wie Assoziationen. Titel wie Obst, Knochen, Öl, Rad, Tier und Salz verweisen auf Physisches. Poppe will die Unmittelbarkeit der Musik, zu der auch ihre Körperlichkeit gehört. Klaus Langs book of serenity ist in mehrere kurze Abschnitte gegliedert, die wie Kapitel eines Buches aufeinander folgen. Es enthält ausgesprochen schnelle Teile. Lang geht der Frage nach, wie Geschwindigkeit in der Musik entsteht und spielt die Dialektik zwischen Figuration und Klang durch – in jener Heiterkeit und Leichtigkeit, die ursprünglich auch in dem Begriff „allegro“ lag.
Ausgangspunkt für Brice Pausets Werk war eine Entdeckung fremder Nähe: überraschende Ähnlichkeiten zwischen einem eigenwillig komplexen Werk des europäischen Mittelalters, Jacquemin Senlèches La harpe de mélodie, und südindischen Musiktraditionen. „Die Übereinstimmungen finden auf besondere Weise ihren Widerhall: eine Musik ohne Plan, ohne triumphierende Architektonik, etwas außerordentlich Fragiles und Erschütterbares“, doch in jedem Moment von klarer Bestimmtheit.
Johannes Kalitzke, Komponist und Dirigent, studierte in seiner Heimatstadt Köln Kirchenmusik, Klavier, Dirigieren und Komposition. Ein Stipendium ermöglichte ihm einen Studienaufenthalt am IRCAM in Paris. Kalitzke war 1984–1990 Dirigent am Gelsenkirchener Theater im Revier, ab 1988 Chefdirigent. Darüber hinaus übernahm er dort 1986 die Leitung des Forums Neue Musik von Carla Henius. Seit 1991 ist er Künstlerischer Leiter und Dirigent der musikFabrik, des Landesensembles von Nordrhein-Westfalen.
Johannes Kalitzke arbeitet regelmäßig mit Spezialensembles für Neue Musik, wie dem Klangforum Wien, und mit Symphonieorchestern etwa des NDR, des MDR und des Südwestrundfunks. Er dirigierte bei den Salzburger Festspielen, den Wiener Festwochen, der Münchener Biennale und den Dresdener Festspielen. Tourneen führten ihn nach Russland, Japan und Amerika.
Klangforum Wien
Beat Furrer gründete 1985 das Klangforum Wien als Solistenensemble für zeitgenössische Musik. Es besteht aus einem Kern von 24 Mitgliedern und versteht sich als demokratisches Forum: Wichtige künstlerische Entscheidungen werden von allen Mitgliedern getroffen. Interpreten, Dirigenten und Komponisten arbeiten gleichberechtigt zusammen.
Das Klangforum Wien setzt sich mit allen Facetten zeitgenössischen Komponierens auseinander von der klassischen Moderne über Werke junger KomponistInnen bis zu experimentellem Jazz und freier Improvisation. Es veranstaltet regelmäßig KomponistInnen-Workshops und musikpädagogische Aktivitäten. Im Wiener Konzerthaus gibt das Klangforum einen programmatisch anspruchsvollen Konzertzyklus. Es wirkt bei Musiktheater-, Film-, Fernseh- und CD-Produktionen mit. Seit 1997 ist Sylvain Cambreling Erster Gastdirigent des Klangforums Wien.